Betriebsdatenerfassung (BDE)

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Lesezeit: 12 Minuten
Maschinenbauingenieurin erstellt 3D-Entwurf
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Definition: Was ist BDE?

„BDE“ ist die Abkürzung für die „Betriebsdatenerfassung“. Gemeint ist damit die Erfassung von Ist-Daten, die bei der Wertschöpfung im Betrieb anfallen, zum Beispiel Maschinenlaufzeiten, Stückzahlen, Lagerbestände und Arbeitszeiten. Im Fokus steht ein Produktionsprozess mit mehreren Arbeitsschritten. Der Begriff ist vor allem im produzierenden Gewerbe gebräuchlich.

Unterschied: BDE vs. MDE

„MDE“ ist die Abkürzung für die Maschinendatenerfassung, ein Teilgebiet der Betriebsdatenerfassung. Hier geht es um das direkte Erfassen von Maschinendaten an Maschinen wie beispielsweise Laufzeiten und Stillstände. Im Fokus steht die Prozessoptimierung in der Fertigung.

Die MDE erfasst somit weniger Daten als die BDE.

Unterschied: BDE vs. MES

„MES“ ist die Abkürzung für „Manufacturing Execution System“. Ein MES erfasst, dokumentiert und überwacht alle Prozesse von der Herstellung bis zum Versand eines Produktes. Hierzu gehören BDE, MDE, Qualitätssicherung, Feinplanung, Instandhaltung, um nur einige Beispiele zu nennen. So sorgt das MES für Rückverfolgbarkeit, zum Beispiel in Garantiefällen. Optional lässt sich zudem eine Reihenfolge an Prozessschritten festlegen. Unternehmen können zum Beispiel definieren, dass bei bestimmten Aufträgen Schritt zwei erst begonnen werden kann, wenn Schritt eins komplett abgeschlossen ist. Oder auch, dass eine bestimmte Stückzahl / ein bestimmter Prozentsatz gefertigt sein muss, bevor der nachfolgende Schritt begonnen wird.

Da die BDE ein Teil des MES ist, erfasst dieses somit mehr Daten als die BDE.

Welche Arten von Betriebsdaten gibt es?

Bei der Betriebsdatenerfassung werden immer IST-Daten erfasst. Diese ermöglichen eine mitlaufende (Nach-)Kalkulation. Die erfassten Daten werden dabei immer Verbrauchern zugeordnet, also Arbeitsschritten, Abteilungen oder Kostenstellen. So liefert die BDE die perfekte Datenbasis für ein effektives Controlling und um Schwachstellen sofort zu erkennen. So können die Daten für die Optimierung von Prozessen, Lagerbeständen und einzelnen Arbeitsschritten genutzt werden. Bei den erfassten Daten unterscheidet man zwischen organisatorischen Betriebsdaten und technischen Betriebsdaten.

Organisatorische Betriebsdaten

Auftragsdaten

  • Auftragszeiten und -mengen
  • Status einzelner Aufträge
  • Rückmeldungen

Personaldaten

  • Arbeitszeiten
  • ggf. Produktivität / Zuordnung zu Menge, z.B. bei Akkordlohn

Akkordlohn

Sie möchten mehr zur Berechnung des Akkordlohns erfahren und wieso die produzierte Menge dafür nötig ist?

Technische Betriebsdaten

Maschinendaten / Arbeitsplatzdaten

  • Maschinenlaufzeit
  • Stillstand
  • Leistung und Stückzahl
  • Wartungen
  • Störungsmeldungen
  • Energieverbrauch und Emissionswerte

Prozessdaten

  • Qualitätsmerkmale, in einigen Betrieben separat oder bei den Maschinendaten inkludiert
  • Einstelldaten
  • Prozessparameter, z.B. Druck und Temperatur

Werkzeugdaten

  • Wartung
  • Stillstand
  • Nutzungszeit
  • Defekte, ggf. Nutzungszyklen

Materialdaten

  • Lagerorte
  • Bestände
  • Menge
  • Gewicht
  • Volumen
  • Preise
  • Ggf. zusätzliche Eigenschaften

Wie profitieren Unternehmen von der BDE?

Dass eine gute Datenbasis einem Unternehmen viele Vorteile bringt, ist heute klar. Doch wofür genau lassen sich Betriebsdaten nutzen? Zum Beispiel, um die Fehlerquote in der Produktion zu senken und die Qualität zu steigern, indem nach jedem Produktionsschritt eine Qualitätskontrolle stattfindet oder zumindest nach den Arbeitsschritten, die laut Datenbasis den größten Ausschuss produzieren.

Die Betriebsdatenerfassung kann aber auch genutzt werden, um Termineinhaltungen zu gewährleisten und damit die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Das sind natürlich nur einige der Vorteile, die eine umfassende, fehlerfreie BDE hat.

Kurzfristige Vorteile

Echtzeit-Monitoring über den aktuellen Auftragsfortschritt mit den produzierten Stückzahlen
Ressourcenplanung via ERP-System: exakte Kostenrechnung, detaillierte Nachkalkulation
Sofortiger Eingriff bei Abweichungen möglich
Mitarbeiter erhalten schnelle Übersicht über einzelne Aufträge und deren Status
Mitarbeiter können Arbeitsanweisungen etc. direkt an der Maschine abrufen
Entlastung der Mitarbeiter durch automatische Datenerfassung
Verlässliche Daten für andere Systeme, z.B. Lohnberechnung bei Akkordlohn

Langfristige Vorteile

Voraussetzungen für Planung und Steuerung mit Industrie 4.0
Vielfältige Auswertungen, wie Nachkalkulationen, Fertigungsnachweise, etc.
Verbesserte Personalplanung für effizienteres Arbeiten
Detaillierte Analyse von Störungen
Berechnung der Overall Equipment Effectiveness, kurz OEE
Ausfälle/Stillstände vermeiden
Maschinenauslastung optimieren
Ermöglicht SOLL/IST-Vergleich zur Identifizierung von Schwachstellen
Produktivität erhöhen, Durchlaufzeiten senken

Wie werden Betriebsdaten erfasst?

Früher war es umständlich, Betriebsdaten zu erfassen. Manuell mussten zum Beispiel Arbeits- und Projektzeiten auf Karten notiert und gesammelt werden. Das war fehleranfällig und noch dazu langsam und damit unwirtschaftlich. Dazu kommt, dass manche Daten aus Maschinen damals noch gar nicht auslesbar waren.

Heute findet die Betriebsdatenerfassung in der Regel digital statt. Über Terminals, mobile Endgeräte oder Scanner lassen sich die entsprechenden Daten direkt digital erfassen und speichern.

Wie viele Erfassungsgeräte es gibt und welcher Art, ist von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich. Großbetriebe arbeiten in der Regel mit Maschinenterminals, Bereichsterminals sowie Gruppenrechnern und einem leistungsstarken Leitrechner, der die Erfassung steuert. Kleinere Betriebe kommen mit ein paar Terminals und Handscannern für RFID-Signale und / oder Barcodes aus.

Die BDE-Erfassungssysteme werden mit Ihrem ERP-System sowie dem zentralen Produktionsplanungs- und Steuerungssystem (PPS) oder einem externen BDE/MES-System verbunden. Dort werden die Daten zentral verwaltet und die einzelnen Aufträge erstellt, geplant und berechnet.

Manche Betriebe pflegen auch noch eine Mischform, die digitale und manuelle Erfassungsmethoden kombiniert, damit nichts verloren geht. Wichtig ist, dass das Erfassungssystem auf den eigenen Betrieb abgestimmt ist. Nur dann gibt es weder Erfassungslücken noch eine zu hohe Kapitalbindung.

Vor der Implementierung eines BDE-Systems

Um ein BDE-System zu implementieren, das zu Ihrem Betrieb passt und für Sie arbeitet, müssen Sie sich zuvor einige Gedanken machen:

Status quo prüfen

Welche Kennzahlen werden aktuell erfasst? Können Sie mit dieser Datenbasis gut arbeiten? Gibt es offene Fragen? Ist letzteres der Fall, müssen Sie nacharbeiten und im ersten Schritt festlegen, welche Kennzahlen Sie brauchen, um Ihren Betrieb optimieren zu können. Bedenken Sie, dass Sie die Kennzahlen langfristig konsistent und zuverlässig überwachen können sollten.

Kennzahlen zuordnen

Nachdem Sie Ihre Kennzahlen aufgelistet haben, sollten Sie diese einzelnen Arbeitsschritten und Kostenstellen zuordnen. Überlegen Sie sich zudem, ob Sie die Reihenfolge von Arbeitsschritten festlegen und verriegeln wollen. Das heißt, dass Schritt zwei zum Beispiel erst begonnen werden kann, wenn Schritt eins abgeschlossen ist.

Notwendige Schnittstellen definieren

Auf Basis der ermittelten Kennzahlen, fassen Sie nun zusammen, welche Schnittstellen das von Ihnen ausgewählte BDE-System mitbringen muss. In der Regel sind das EPS- und PPS-Systeme.

Welche Systeme nutzen Sie aktuell in diesen Bereichen? Welches System muss mit welchem verbunden werden, um die optimale Datenbasis zu schaffen? Stellen Sie sich diese Fragen. Bedenken Sie auch die Hersteller-Software von Produktions- und Fertigungsmaschinen.

Unterstützende Hardware definieren

Überlegen Sie sich anschließend, wie die Daten in die Systeme kommen. Was für unterstützende Hardware benötigen Sie und was davon haben Sie bereits? Terminals zur Zeiterfassung, Handscanner zur Entnahme von Materialien aus dem Lager? Manchmal kann unterstützende Hardware auch helfen, Daten zu erfassen, zu denen es keine passende Schnittstelle gibt.

Überlegen Sie sich zudem, in welcher Situation die Daten erfasst werden. Wenn ein Mitarbeiter zum Beispiel mehrere Maschinen bedient, wäre ein mobiles Endgerät zur Erfassung gegebenenfalls besser geeignet, als ein Terminal je Maschine.

Beziehen Sie Mitarbeiter bei diesen Überlegungen mit ein und fragen Sie, was ihnen helfen würde, produktiver zu arbeiten. So sind die Mitarbeiter später offen, wenn es um die Einführung eines neuen Systems geht und sehen schnell, wie es ihnen hilft. Zudem fühlen sie sich gehört und verstanden.

Auswahl der Software

Mit Ihrem Anforderungskatalog ausgestattet, suchen Sie sich nun ein passendes BDE-System. Worauf Sie dabei achten sollten, erklären wir jetzt.

Was sollte ein BDE-System können?

Welche Anforderungen die Software für Ihr BDE-System erfüllen muss, ist natürlich individuell. Dennoch gibt es ein paar allgemeine Merkmale, über die jedes BDE-System verfügen sollte.

Anforderungen an ein BDE-System

Moderne Software, regelmäßige Updates
Mobil abrufbar
Webbasiert
Intuitive Bedienbarkeit
Zuverlässige Datenverschlüsselung
Fehlerfreie Datenerfassung
Integrierte Plausibilitätsprüfung, um Fehleingaben zu vermeiden
Flexibel an Bedürfnisse anpassbar, z. B. als modulares System
Kompatibel mit vorhandenen Systemen, z. B. via Schnittstellen
Kompatibel mit unterstützender Hardware

Welche Hardware sollte das BDE-System unterstützen?

Auch heute lässt sich noch nicht jeder Datensatz digital erfassen. Wir empfehlen dennoch, auf die manuelle Datenerfassung zu verzichten, wo es nur geht. Wer an unterstützender Hardware spart, um Geld zu sparen, spart am falschen Ende. Hier deshalb ein kleiner Überblick über unterstützende Hardware, die es heute auf dem Markt gibt. Achten Sie darauf, dass Ihr BDE-System mit den Erfassungsgeräten kompatibel ist.

Hardware für Ihr BDE-System:

  • Industrietaugliche Terminals
  • RFID-Tags
  • RFID/QR-Code/Barcode-Scanner
  • Mobile Endgeräte
  • Sensoren

Einführung im Betrieb

Um das BDE-System problemlos im Betrieb einzuführen, sollten Sie Ihre Mitarbeiter bereits möglichst früh im Prozess mitnehmen. So ist sichergestellt, dass die Software den Mitarbeitern später auch hilft. Zudem sind diese bereits auf die Veränderung vorbereitet. Sie sollten außerdem aufzeigen, wie die Software die Mitarbeiter konkret bei Ihrer Arbeit unterstützt. Das macht Lust darauf, sie bestmöglich und lückenlos zu nutzen.

Achten Sie auch darauf, dass der Hersteller Ihrer Wahl eine entsprechende Schulung für die Mitarbeiter anbietet. Entweder pro Abteilung, wenn sich die Datenerfassung stark unterscheidet, oder für alle Mitarbeiter zusammen. Je nachdem, was der Hersteller erklären kann und was Sie unternehmensspezifisches ergänzen möchten, bietet sich eine kurze Online-Schulung oder eine längere Vor-Ort-Schulung an.

Die AVERO® Betriebsdatenerfassung

Mit der AVERO® Betriebsdatenerfassung erfassen Sie Daten zu Auftragskosten, Auftragszeiten, Kostenstellen, Arbeitsplätzen und Maschinen ganz einfach digital. Sorgen Sie für eine intuitive, schnelle Datenerfassung und nutzen Sie die Daten, um Ihre Prozesse zu optimieren. Mit der AVERO® BDE liefert für Ihre Anforderungen die passenden Ergebnisse – mit vielfältigen Auswertungsmöglichkeiten und Dashboards.

  • Sammelaufträge und Mehrmaschinenbedienung
  • Flexible Akkord- und Prämienberechnung
  • Fertigungssteuerung, Produktionsplanung
  • Lohnartbezogene Auftragsentlohnung, z. B. Schmutz-/Gefahrenzulage
  • Frei definierbare Import- und Export-Schnittstellen
  • Schnittstellen zu ERP-Systemen
  • Dashboard mit allen BDE Kennzahlen
  • Detaillierte Kostenaufstellungen je Auftrag
  • Aktuelle Aufwands- und Auftragsverfolgung
  • BDE Erfassung über PC, IPC, BDE-Terminal oder Smartphone

Sie möchten mehr über die AVERO® BDE erfahren?

Hier informieren wir ausführlich über unser BDE-System AVERO® Betriebsdatenerfassung.

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