Stempelkarte

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Mitarbeiter mit einer Stempelkarte an einer Stechuhr
Mitarbeiter mit einer Stempelkarte an einer Stechuhr

Was ist eine Stempelkarte?

Die Stempelkarte ist auch als Stechkarte bekannt und wird oft im Zusammenhang mit Stempel-, Stech- und Kontrolluhren erwähnt. Es handelt sich dabei um eine Karte aus festem Papier, die im 19. Jahrhundert zur Arbeitszeiterfassung genutzt wurde. Jeder Arbeitgeber bekam eine Stempelkarte, die er einen Monat lang zur Erfassung seiner Arbeitszeiten genutzt hat. Der Name stammt vom Aufstempeln der Arbeitszeiten.

Heutzutage wird die Papier-Stempelkarte kaum noch genutzt. Stattdessen setzen Unternehmen mittlerweile auf die digitale Zeiterfassung.

Teils wird der Begriff auch für Bonus-/Treuekarten von Supermärkten, Cafés oder Restaurants genutzt. Kunden erhalten zum Beispiel pro Einkauf einen Stempel und bekommen bei zehn Stempeln zum Beispiel ein kostenloses Getränk oder Essen. So soll die Kundenbindung verstärkt werden.

In welcher Form gibt es Stempelkarten?

Die klassischen Stempelkarten bestehen aus einem festen Papier. In den meisten Fällen hatte jeder Arbeitnehmer für jeden Monat seine eigene Karte. Es gab im 19. Jahrhundert aber auch Stempel- und Stechuhren, bei denen mit einer zentralen Papierrolle gearbeitet wurde.

Heutzutage spricht man oft auch von „digitalen Stempelkarten“ als Alternative. Gemeint sind damit die RFID-Karten zur digitalen Zeiterfassung, die die gleiche Funktion erfüllen – die Dokumentation der Arbeitszeit.

Wie funktioniert eine Stempelkarte?

Die Stempelkarte wird so genannt, weil die Arbeitszeiten auf sie aufgestempelt werden. Zu Arbeitsbeginn und Arbeitsende hielt der Arbeitnehmer die Stempelkarte dafür unter die Stempeluhr. Diese stempelte dann die aktuelle Uhrzeit auf die Karte. Wichtig war, die Stempelkarte in der richtigen Position unter die Stempeluhr zu halten – sonst gab es Chaos auf der Karte.

Die Einträge auf der Karte wurden am Ende des Monats manuell zum Arbeitszeitsaldo erfasst. Nur so konnte ein Vergleich mit den Sollstunden stattfinden und Plus- und Minusstunden ausgerechnet werden. Auch Urlaubs- und Krankheitstage mussten manuell erfasst und mit dem Arbeitszeitsaldo verrechnet werden.

Die Arbeitszeiterfassung bildet die Basis für die Lohnabrechnung und dient der Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes.

Die Geschichte der Stempelkarte

Um die Geschichte der Stempelkarte einordnen zu können, muss man sich die Geschichte der Zeiterfassung anschauen: Diese wurde Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts als eine von vielen Kontroll- und Disziplinarmaßnahmen eingeführt, um Arbeitnehmer zum pünktlichen Arbeiten zu erziehen.

Zu Anfang hatte man dabei vor allem die Beamten im Blick. Sie waren schon damals Inhaber der öffentlichen Ämter, aber keineswegs so pflichtbewusst wie heute. Um das zu ändern, wurde die Zeiterfassung zur Kontrolle der Arbeitszeiten eingeführt. Wenig später erhielt die Praxis auch in der Wirtschaft Einzug. Heutzutage ist die Zeiterfassung für Arbeitgeber verpflichtend. Werfen Sie mit uns einen Blick auf die Meilensteine in dieser Entwicklung, zu denen auch die Stempeluhr inklusive Stempelkarte gehört.

Stempelkarten in einer Wandtafel

1797

Arbeitnehmer erhielten persönliche Marken, von denen sie bei Arbeitsbeginn und -ende jeweils eine in den Schlitz einer speziellen Uhr warfen. Das Innere der Uhr war in Fächer unterteilt und drehte sich. Zu welcher Zeit man seine Marke einwarf, entschied, in welchem Fach sie landete. Wer zu spät war, wurde so schon auf den ersten Blick enttarnt.

Das war bereits ein großer Fortschritt im Gegensatz zu der Zeit, in der die Arbeitszeiten der Mitarbeiter per Hand am Eingang notiert wurden.

1801

Eine Herausforderung wurde die Arbeitszeitkontrolle bei der Polizei: Die Nachtwächter bewegten sich und es war unklar, ob sie ihre Runden vollständig zogen. So entwickelte Johannes Bürk mit der Württembergischen Uhrenfabrik Bürk um 1801 tragbare Nachtwächterkontrolluhren. Hier fand erstmals die Idee der Stechuhr Anwendung: An ihren Stationen fanden die Nachtwächter Markierschlüssel vor. Wenn sie diese in ihre tragbare Nachtwächterkontrolluhr einführten, wurde ein Mechanismus ausgelöst, der ein Loch in einen Papierstreifen stieß. So konnten die Nachtwächter dokumentieren, dass sie ihre Runde vollständig abgeschlossen hatten.

Uhr der Firma Bürk
Von Museumsfoto – Deutsches Uhrenmuseum, CC BY 3.0 de

Die Erfindung geht aber nicht komplett auf das Konto von Bürk: Die Basisvariante wurde bereits 1797 durch den Engländer Benjamin Thompson entwickelt. Er war damals bayerischer Kriegsminister und versuchte so, die ihm unterstellten Polizisten zu kontrollieren. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Idee dann einige Male weiterentwickelt, da es zu Anfang nur stationäre Wächter-Kontrolluhren gab und später solche, mit denen die Einhaltung der Route nicht kontrolliert werden konnte. Bürk löste dieses Problem mit seiner tragbaren Nachtwächterkontrolluhr, indem es an jeder Station einen anderen Schlüssel gab, der zum Lochen benötigt wurde. Nur beim Abschreiten aller Stationen in der richtigen Reihenfolge konnten Nachtwächter für ihre Schicht einen vollständig gelochten Papierstreifen vorweisen.

1879

Mit der Industrialisierung rückte die Zeiterfassung von Fabrikarbeitern in den Vordergrund. Richard Bürk – mittlerweile Mitgeschäftsführer der Württembergischen Uhrenfabrik Bürk und Sohn von Firmengründer Johannes Bürk – erfindet den „Arbeiter-Kontrollapparat“. Auch hier waren Marken entscheidend. Sie waren an einer Nummerntafel mit auf- und niederklappbaren Hebeln befestigt. Über damit gekoppelte Schreibhebel wurden die Arbeitszeiten auf eine mit Papier bespannte Trommel gedrückt. Probleme der Maschine waren die hohen Papierkosten und die Manipulationsgefahr.

Alte Stechuhr
Von Siegfried von Brilon – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,

1893

Die Dey Time Register Company stellt wenige Jahre später die erste offizielle Stechuhr her. Das Prinzip glich dem der Nachtwächterkontrolluhren: Über eine große Uhr konnten Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit in einen Papierstreifen lochen lassen, der zentral in der Uhr angebracht war. Das Prinzip hatten sie sich bereits 1888 patentieren lassen, jedoch bis zum finalen Verkauf weiter optimiert. In den Folgejahren brachten andere Firmen ähnliche Modelle auf den Markt. Dazu gehörten unter anderem die Simplex Time Recording Company und die International Business Machines Company, deren alte Stechuhr hier abgebildet ist. Teilweise hatte bei diesen Uhren jeder Arbeitnehmer eine eigene Karte, in die die Arbeitszeit gelocht wurde. Das Ablesen war in beiden Fällen sehr umständlich.

1894

Kurz darauf patentierte Daniel M. Cooper die wichtigste Kontrolluhren-Erfindung: den „Workman’s Time Recorder“. Dabei handelte es sich um einen Apparat mit automatischem Kartenschub, der es ermöglichte, mehrere Zeiten auf eine Karte zu stempeln. So konnten Mitarbeiter für jeden Monat die gleiche Karte nutzen und die Papierkosten wurden deutlich gesenkt. Zudem war das System damit deutlich weniger fehleranfällig als die der Konkurrenz. Ab dem Jahr 1903 wird es als „International-Recorder“ vermarktet.

1897

In den USA entstanden der Billeteur, der zwar auf der Idee des Workman’s Time Recorder basierte, aber als die erste „echte“ Stempeluhr galt. Die Maschine stempelte die Uhrzeit bei Arbeitsbeginn und -ende auf einen festen Karton, die Stempelkarte.

1900

Die Württembergische Uhrenfabrik Bürk gründete zusammen mit der US-amerikanischen Uhrenfabrik Bundy die International Time Recording Company (ITR).

1907

Die ITR übernimmt die Dey Time Register Company, die für die Erfindung der Stechuhr verantwortlich zeichnet.

1910

Die ITR beherrscht den Markt der Stempeluhren. Nach Firmenzusammenschlüssen entstand 1911 Computing-Tabulating-Recording Company, die seit 1924 International Business Machines Corporation heißt – heute auch bekannt als IBM.

1958

Nachdem IBM in die Produktion von Rechenmaschinen und Computern einstieg, wurde der Kontrolluhren-Sektor an die Simplex Time Recording Company verkauft.

1974

Ab circa 1970 verschwanden die mechanischen Stempel- und Stechuhren vom Markt. Die Schweizer Firma Hasler gehörte zu den ersten, die elektronische Maschinen zur Zeiterfassung auf den Markt brachten.

Im gleichen Jahr meldete die Württembergische Uhrenfabrik Bürk Konkurs an. Im ehemaligen Firmengebäude in Villingen-Schwenningen befindet sich heute ein Uhrenindustriemuseum. Noch heute kann man dort einige der hier erwähnten Kontrolluhren besichtigen. Auch das Technoseum Mannheim zeigt historische Modelle aus der Geschichte der Stempelkarte beziehungsweise Zeiterfassung.

Die Vor- und Nachteile von Stempelkarten

Nur wenige Unternehmen verlassen sich bei der Arbeitszeiterfassung heute noch auf klassische Papier-Stempelkarten. Im Gegensatz zur Option “Keine Zeiterfassung”, bietet aber auch diese simple Zeiterfassung große Vorteile. Vergleicht man die Papier-Stempelkarten aber mit digitalen Systemen, werden die Nachteile deutlich. Wir haben eine Übersicht aller Vor- und Nachteile erstellt.

Vorteile

Erfassung von Arbeitszeiten
Basis zur Errechnung von Arbeitszeitsaldo
Bietet Arbeitnehmern und Arbeitgebern einen groben Überblick
Sicher und verbindlich

Nachteile

Papier-Stempelkarte kann einreißen, verschmutzen, verloren gehen
Karten wurden neben Stempeluhr aufbewahrt → Betrugsrisiko
Zeiten sind nicht digital erfasst → zeitaufwändiges, manuelles Übertragen von Arbeitszeiten
Arbeitszeitsaldo manuell berechnen
Umständlich für die Zeiterfassung, vor allem aber für Auswertung und Abrechnung
Schichtzuschläge per Hand ausrechnen
Papierkosten, Stempelkosten
Unzeitgemäß
Nicht umweltfreundlich
Ortsgebunden
AVERO Zeiterfassung auf dem Smartphone

Die digitale Stempelkarte

Vielseitig → Erfassung via Terminal, PC, Tablet und Smartphone
Kostengünstig
Einfach und schnell in der Handhabung
Manipulationssicher
Zuverlässig
Transparent → Schneller Überblick durch wichtigste Auswertungen auf einen Blick
Rechtssicher → Arbeitszeitgesetz wird eingehalten
eAU einfach integrierbar

Aufgrund der vielen Nachteile einer Papier-Stempelkarte verwenden viele Unternehmen heute die „digitale Stempelkarte“. Gemeint ist damit ein digitales Zeiterfassungssystem, bei dem Mitarbeiter sich mittels RFID-Karten „ein- und ausstempeln“. Auch digital ZEIT bietet mit AVERO® eine erprobte Zeiterfassungssoftware an. So lassen sich Arbeitszeiten sekundenschnell einfach und bequem erfassen – auch von unterwegs. Die Auswertung und Abrechnung wird ebenfalls erleichtert, da die Arbeitszeiten bereits beim Erfassen digital abgespeichert und verrechnet werden.

Wie viele andere moderne Zeiterfassungssysteme bietet auch AVERO® die Möglichkeit, die RFID-Karten gleichzeitig für die Zutrittskontrolle zu nutzen.

Sie möchten mehr über AVERO® erfahren?

Hier informieren wir ausführlich über unsere Software AVERO® Zeiterfassung.

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